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Am Piazzale Della Rosa, nur wenige Schritte
vom Stadtzentrum entfernt, finden wir einen von der Familie Este
errichteten Palast. Der ursprüngliche Entwurf zu diesem Gebäude
geht auf G. Rainaldi zurück. 1634 wurde er von den
Architekten B. Avanzini und G. Vigarani weitergeführt.
Der Bau besteht seit mehr als drei Jahrhunderten, und die Spuren
der Zeit sind sichtbar: Einiges ist entfernt worden, abgebröckelt,
korrodiert. Doch die Großartigkeit dieses Gebäudekomplexes
mit der zugehörigen, auch 'Fontanazzo' genannten Fischhalle
zeugt noch von der Entschlossenheit der Este, nach dem Verlust
von Ferrara deutlich ihrer Macht zu manifestieren.
Wil man das Innere des Palastes, der heute Nebensitz der Militärakademie
ist, besichtigen, so benötigt man eine Genehmigung. Besonders
sehenswert sind die Fresken von Boulanger und die eindrucksvollen,
illusionistischen Spiele von Colonna sowie Mitelli.
Doch ist auch das zu Beginn der '90er Jahre restaurierte Äußere
ausgesprochen interessant. Dank der neuen, im Elfenbeinton gehaltenen
Grundfarbe, von der sich die in verschiedenen Brauntönen
gestrichenen Teile der architektonischen Gliederung abheben, wirkt
der Palast nach der Entfernung der an Blut erinnernden ockerfarbenen
Tünche streng-elegant. Der Platz vor dem Palast zeugt von
einem ausgeprägten Geschmack für Theatereffekte: Rechts
steht die Kirche San Francesco, deren Fassade auf der anderen
Seite spiegelbildlich abgebildet ist, als ob zwei identische Bühnenkulissen
geschaffen werden sollten. Im Kircheninneren, das keine Marmorwerke
besitzt, hat der Pinsel in Form skulpierter Scheindekorationen
Abhilfe geschaffen: Man hat den Eindruck, das Innere des Gewölbes
sei von der Malerei mit Hilfe perspektivischer Illusionen 'aufgebrochen'
worden. Nach dem Willen der Este wurde der angrenzende Fontanazzo
mit seinem Brunnen und den aus Scheinfelsen hervortretenden Fontänen
ein eindrucksvolles Wassertheater.
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