Modena Week-End:logo Die romanische Kunst des Apennins


    n. 3 - Die romanische Kunst des Apennins

    Die Architektur der romanischen Pfarrkirchen des Modeneser Apennins ist nicht das Werk herausragender Künstlerpersönlichkeiten. Vielmehr sind sie das Ergebnis lokaler Erfahrungen, angereichert durch den Beitrag hochqualifizierter Meister, beispielsweise aus der Lombardei. Wer diese Art von Architektur sehen will, muß nicht nur gern 'auf Entdeckungsreise gehen' (denn sehr oft liegen diese Bauten abseits der üblichen Verkehrswege), sondern braucht auch einen geübten Blick, um die späteren Arbeiten von dem 'Echten' zu unterscheiden.



    Die Kirche Santa Maria Assunta in Denzano (Marano sul Panaro)

    Verläßt man kurz die durch das Panarotal führende Straße, so erreicht man Denzano, wo die die Kirche S. Maria Assunta mit einer völlig erhaltenen romanischen Apsis liegt. Hier sind die regelmäßigen und rechteckigen Hausteine so modelliert, daß sie das typische Motiv der Blendarkadenpaare bilden, die ihrerseits von breiteren Blendbögenpaaren eingefaßt sind. Dieses bereits oftmals in der romanischen Architektur verwendete Dekorationselement hat hier ein besonderes Kennzeichen: Die Bögen enden mit einer kleinen Konsole, die, wie es scheint, von den menschenähnlichen Köpfen gestützt wird.

    Pfarrkirche von Trebbio Die Pfarrkirche von Trebbio

    Diese Pfarrkirche (eine Hauptkirche, der andere Kirchen unterstanden) liegt in der Gemeinde Guiglia und wurde im 9. Jahrhundert errichtet. Es handelt sich folglich um einen der ältesten Sakralbauten des Modeneser Apennins. Im Laufe der Zeit wurde er jedoch oft umgebaut, wie beispielsweise die ungewöhnlich glatte, zu Beginn dieses Jahrhunderts "stilgerecht" wiederaufgebaute Fassade, welche die typische, durch Lisenen gegliederte Dreiteilung aufweist und mit Blendbögen verziert ist. Ungewöhnlich ist der skulpierte Sarkophag über dem Eingangsportal. Bei dem in der Nähe liegenden, aus 'echtem' Material hergestellten Baptisterium handelt es sich um eine Fälschung. Es wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet, und für den Bau wurden die Reste der alten Fassade verwendet. An den (wahrscheinlich vor dem Jahre 1000 hergestellten) Kapitellen und in der Dekoration der Archivolte einer kleinen Eingangstür auf der Südseite finden wir Details, deren erlesene Qualität in der Kunst der Provinz Modena selten ist. Auch bei dem steinernen Lesepult des Lettners, auf dem der Apostel Johannes dargestellt ist, handelt es sich um ein Original.

    Pfarrkirche von Renno

    Die Pfarrkirche von Renno

    Diese Kirche, der im 15. Jh. mehr als 30 Kirchen unterstanden, liegt einige Kilometer von der Via Giardini entfernt, zwischen Pavullo und Lama. Ihr Ursprung reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück. Das Äußere ist sehr schlicht, jedoch feierlich und streng. Die kompakte Fassade mit Satteldach hat keine Dekorationselemente und weist ein Eingangsportal und drei große Fensteröffnungen aus dem Jahre 1722 auf. Auf einem der achteckigen Pfeiler im Kircheninneren finden wir zwei radförmige Christusmonogramme.

    Die Kirche San Vincenzo in Monte Obizzo (Pavullo)

    Von dem ursprünglichen Gebäude aus dem 13. Jahrhundert ist nur noch die Apsis erhalten. Hier finden wir unter den Blendbögen zwei Reihen mit Tieren, die abwechselnd im Profil bzw. frontal dargestellt sind.

    Die Pfarrkirche von Rocca S. Maria

    In der Gemeinde Serramazzoni, an einer Nebenstraße der Via Giardini, liegt auch diese alte Pfarrkirche aus dem 8.-9. Jahrhundert. Ihre Fassade und der obere Teil sind in erheblichem Maße restauriert worden. Der Campanile ist neu errichtet worden. Der dreischiffige Innenraum mit mächtigen, auf massiven, kurzen Säulen ruhenden Arkaden und Blattkapitellen - die stilisierten Blätter bilden immer neue, phantasievolle Geflechte, Spiralen, sechseckige Sterne - ist einzigartig und sicherlich der interessanteste und älteste Teil der Kirche.

    Die Pfarrkirche von Rubbiano

    Pfarrkirche von Rubbiano: Detail der Apsiden Die dreischiffige Kirche mit drei Apsiden weist den Grundriß einer Basilika auf. Während viele Außendekorationen ersetzt worden sind, stammt der größte Teil der Kapitelle - auf einem sind zwei miteinander kämpfende Löwen dargestellt, Symbol des Kampfes zwischen dem Guten und Bösen - im Kircheninneren aus dem 9. und den ersten Jahren des 10. Jahrhunderts. In den Apsiden finden wir das häufige lombardische Motiv der Blendbögen wieder, in denen einige symbolische Figuren zu sehen sind. Die Fassade ist völlig neu gebaut worden, als das Kirchenschiff während einer im 19. Jahrhundert durchgeführten Restaurierung um eine Arkade zurückversetzt wurde.

    Die Kirche von Monte S. Giulia - Monchio

    Bei dem Sakralbau, der auf dem Gipfel des Monte S. Giulia im Parco della Resistenza liegt, handelt es sich um eine Rekonstruktion der am 8. Januar 1945 von den Deutschen bombardierten Kirche. Hierbei wurde der Campanile völlig zerstört. Die Apsiden wurden wieder aufgebaut. Die Fassade mit Satteldach wurde bereits im Jahre 1780 völlig erneuert. Erhalten geblieben sind die folgenden Teile der ursprünglichen Substanz des Sakralbaus, dem im 12. Jh. viele Kirchen unterstanden: einige Elemente der Außenwände und der mittleren Apsis sowie im Kircheninneren einige Kapitelle und Säulenfüße.

    Die Abtei von Frassinoro

    Die Abtei wurde im Jahre 1071 von Beatrix von Lothringen, der Markgräfin von Tuszien, gegründet und liegt an einem strategisch wichtigen Verkehrsweg, der von der Potiefebene in die Toscana führt. Im 15. Jahrhundert wurden die Abtei und das dazugehörige Benediktinerkloster auf Grund eines Erdrutsches stark beschädigt. Nur die Abtei wurde in der heutigen Form wieder aufgebaut. Manches erinnert noch an den Reichtum des ursprünglichen Gebäudes: In dem grauen Sandstein fällt an einigen Stellen die vornehme 'Note' einer rosafarbenen Marmorsäule oder eines skulpierten weißen Marmorkapitells auf. Auf einigen Kapitellen und auf einem in einer Innenwand eingelassenen Flachrelief sehen wir den mittelalterlichen Bestiarien entnommene Löwen und Greife.

    Die Kirche San Michele in Fiumalbo

    Diese reizend gelegene Kirche ist weit von dem Dorf Pievepelago entfernt und gehört zur Gemeinde Fiumalbo. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut. Von der ursprünglich romanischen Bausubstanz sind nur noch die kleine Apsis mit den eigenartigen Fenstern mit Gewänden und mit schlicht verziertem Gesims erhalten.

    Das Oratorium San Biagio

    In Roncascaglia, in der Gemeinde Sestola, steht ein Oratorium mit einer nahezu schmucklosen Fassade und Satteldach. Die Bauweise ist - abgesehen von dem Portal, dessen Gewände sechs Archivolten besitzt - durchweg schlicht. Auf zwei Archivolten und auf dem Architrav finden wir das Weinrankenmotiv, das christliche Symbol, welches auf den "Weinberg des Herrn" anspielt und auf der kleinen Eingangstür der Südseite mit drei konzentrischen Kreisen - Sinnbild der Dreieinigkeit - erneut erscheint.

    Die Kirche San Giovanni in Vesale (Sestola)

    Im 17. Jahrhundert wurde die gesamte Kirche mit Ausnahme der Apsis restauriert. Diese besitzt ein Gesims mit Blendbögen, in deren Mitte ein Löwe an die Figuren des Monte Obizzo erinnert. Die Kirche wurde auf felsigem Untergrund auf einer Seite des Dorfplatzes, den die Apsis daher eindrucksvoll überragt, errichtet.

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