Im Jahre 1663 ließ die Witwe des
Herzogs Alfonso IV die alte Kirche Sant'Agostino [am Piazzale
Sant'Agostino] vergrößern und von Grund auf umbauen,
um sie in ein Pantheon der Este umzuwandeln. Die Kirche, deren
Baukörper direkt an den Palazzo dei Musei angrenzt, besitzt
eine sehr schlichte Ziegelsteinfassade. Nur die kleinen Blendbögen
und die sägezahnartigen und T-förmigen Backstein-Dekorationen
an der langgestreckten linken Seitenwand sind noch Reste der ursprünglich
gotischen, dann vollständig erneuerten Kirche. Im Inneren
ist noch die etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts von den Herzögen
von Este vorgesehene Gliederung zu sehen. Sie erfüllt wichtige
Kriterien hinsichtlich der Wirkung auf den Besucher: Sie beeindruckt
auf den ersten Blick mit ihrem langen Einzelschiff, das von der
Flucht der vollständig ausgemalten Kassettendecke betont
wird, welche die Verherrlichung des Geschlechts der Este zum Thema
hat. Das Licht, das aus den breiten Wandöffnungen zu beiden
Seiten sowie in der Apsis dringt, unterstreicht die vornehme Ruhe
im Kircheninneren. Verstärkt wird diese Helligkeit des gesamten
Innenraumes noch durch die vielen Stukkaturen, die weißen
Marmor imitieren, sowie durch den ebenfalls hellen Fußboden.
Die perspektivische Flucht macht die Kapellen unsichtbar, deren
überreiche Ausschmückungen der Besucher jedoch erst
langsam entdeckt, während er sich dem Altar nähert.
Entgegen dem Willen der Herzogin Laura
Martinozzi wurde die Kirche San Vincenzo [im Corso Canalgrande]
zum Pantheon der Este. Ihre von einem Dreiecksgiebel gekrönte
Fassade beeindruckt auf Grund der Marmorsäulen und der auf
den Backsteinen erkennbaren Scheinpfeiler. Der Innenraum des Pantheons
der Este hat mit der Kirche Sant'Agostino die einschiffige Struktur,
die große Helligkeit, die den Fenstern zu beiden Seiten
sowie dem Vierpaß-Fenster der Kuppel zu verdanken ist, gemeinsam.
Aber während die Pracht der Kirche Sant'Agostino von der
Eleganz gemäßigt wird, hat man in San Vincenzo das
kalte Gefühl leerer Weite. Diese düstere Atmosphäre
wird, je mehr man sich dem Altar nähert, von den Gräbern
einiger Mitglieder der Familie Este noch verstärkt, die mit
skulpierten Marmorelementen von kalter Formvollendung dekoriert
sind. Rechts, im hinteren Teil der Kirche, befindet sich der Eingang
der 1838, also sehr viel später erbauten Totenkapelle [hier
sind 16 Herzöge begraben].