Modena Week-End:logo Die kommunalen Gebäude


    An der Nord- und Ostseite der Piazza Grande liegt ein Gebäude - mit einem L-förmigen Bogengang -, in dem einige städtische Behörden untergebracht sind. An eben dieser Stelle befanden sich auch im Mittelalter die Gebäude, die im Laufe der Zeit zusammengewachsen sind: das ehemalige Stadthaus und der Palazzo della Ragione (dt. Justizpalast). Von diesen sind keine Spuren mehr vom Platz aus zu sehen. Was wir heute an dieser Stelle vorfinden, ist das Ergebnis eines im 16. Jahrhundert vorgenommenen Umbaus, der ursprünglich vollkommen unterschiedliche Gebäude durch einen in stilistischer Hinsicht einheitlichen Bogengang miteinander verbunden hat. Am Ende dieser Arkade, oben, an der Ecke zur Via Castellaro, ist die Bonissima (dt. die sehr Gute) zu sehen, ein weiteres Symbol, an dem die Modeneser so sehr hängen, daß die Redensart, <gut wie die Bonissima zu sein>, auf eine sehr bekannte Person, die alle kennen, anspielt, nämlich die Statue der Bonissima. Seltsamerweise ist nicht bekannt, wer hier abgebildet ist. So nehmen die Kenner an, der Name leite sich von dem "Ufficio della Bona Stima" (dt. Amt der guten Schätzung) her. Die Statue stand seit 1268 auf dem Platz vor dieser Behörde und ruhte auf einem von vier kleinen Säulen getragenen Marmorstein, auf dem die Maße abgebildet waren. Folglich wäre diese weibliche Figur eine symbolische Garantie dafür, daß es sich hier um die exakten Maße handelt. Allerdings zieht der Volksglaube eine andere Erklärung vor, wonach der Name auf eine sehr reiche Dame namens <Bona> (dt. Gute) zurückgeht, die den Armen viel finanzielle Unterstützung zukommen ließ.

    Der Palazzo Comunale und der "Rednerstein" Im Palazzo Comunale (Stadthaus) finden wir eine weitere Spur mitleidvoller Fürsorge für die Modeneser (die allerdings nur den Händlern galt, welche auf dem Platz ihre Waren anboten): Hier gibt es einen Raum, die sogenannte Sala del fuoco (dt. Feuerraum). Der Überlieferung nach leitet sich der Name von der Tatsache ab, daß in dem noch heute existierenden Kamin die Holzglut erzeugt wurde, die die herumziehenden Händler in eine Feuerkieke umfüllten, um sich vor der bitteren Kälte dieser Jahreszeit zu schützen. Dieser Raum ist nicht nur wegen des großen Marmorkamins interessant, sondern auch wegen der hölzernen Kassettendecke und der Wandmalereien des Nicolò Dell'Abate (1546), auf denen Brutus' Belagerung der Stadt Modena 44-43 v.C. im Kampf gegen Antonius dargestellt ist. Wie die Malerei dieses Raums und auch die anderer Nachbarräume zeigt, war die Stadtverwaltung bemüht, die wichtigsten bürgerlichen Tugenden durch sehr symbolische Botschaften zu stärken. Das klassische Thema des erlesenen Renaissancewerks des Nicolò Dell'Abate soll im Grunde die Größe des ehemaligen Modeneser 'Municipium' (einer Stadt des römischen Staates mit gewissen Vorrechten) verherrlichen. Im Nebenraum, der "Sala del Vecchio Consiglio" (dt. Saal des alten Rats), werden weitere Themen des griechisch-römischen Altertums dargestellt, die jedoch alle auf ein moralisierendes Kriterium bürgerlicher Tugend zurückgehen. Die Deckenmalereien dieses Raums, dessen Stil bereits auf das 17. Jahrhundert weist, zeigen den Bürgern einige nachahmenswerte Beispiele, wie z. B. Coriolanus, der sich im Interesse des Vaterlandes überreden läßt, Rom nicht anzugreifen; und der Thebaner Menecius, der sich, tief bedrückt, von den Mauern seiner Stadt stürzt, um die Prophezeiung zu erfüllen, nach der sein Opfer Theben retten werde. Anderthalb Jahrhunderte trennt die - zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstandenen - Dekorationen der Sala del Vecchio Consiglio von den zwischen 1766 und 1769 ausgeführten Malereien der Sala degli Arazzi (dt. Gobelinraum). Aber auch dieser Entwurf will vor allem die bürgerlichen Tugenden und die Autonomie der Stadt verherrlichen. Auf drei Wänden wird das Thema der Entstehung der kommunalen Macht behandelt und an Hand von Szenen des Vertrags von Konstanz [in dem Friedrich Barbarossa den italienischen Stadtgemeinden umfangreiche Rechte einräumte] sowie der Huldigung des Bürgermeistens durch die Führer der umliegenden Kommunen veranschaulicht. Man darf schlußfolgern, daß die Malerei in den beiden Hauptsitzen der weltlichen und religösen Macht [d.h. dem Rathaus und dem Dom, welche beide am Dom liegen] oft eine zweifache Funktion innehat: Sie soll den Innen- und Außenwänden bald einen gemäßigten, bald einen feierlichen Charakter verleihen, ohne jedoch darauf zu verzichten, den Bürgern und Gläubigen die symbolischen Botschaften mitzuteilen, welche zur Stärkung der bürgerlichen und moralischen Tugenden beitragen sollen.

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