Modena Week-End:logo Die Piazza Grande


    Hier fand samstags der Wochenmarkt statt, der in der Satzung des Jahres 1327 festgelegt worden war und auf Anordnung der Franzosen Ende des 18. Jahrhunderts an einen anderen Ort verlegt wurde. Dieser Platz war an den Markttagen sehr belebt. Aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubte man, dieses bunte Treiben sei unhygienisch, unschön und schmälere die Würde des so einzigartigen Domes.

    So wurde im Jahre 1931 der Obst- und Gemüsemarkt endgültig an einen anderen Ort, in die Markthalle der Via Albinelli, verlegt: Derjenige sollte sie besuchen, der das Alltagsleben der Stadt kennenlernen möchte und der ihre leisere Töne zu schätzen weiß.

    Piazza Grande mit der Ghirlandina Die Markthalle ist ein günstiger Ausgangspunkt für einen kleinen Rundgang, um die noch in der Stadt zu findenden, fast alle aus den '30er Jahren stammenden Spuren des Modeneser Bildhauers G. Graziosi zu entdecken. So schuf er beispielsweise das "Mädchen mit Obstkorb", eine rubuste weibliche Figur inmitten der Marktstände. Einige Meter außerhalb des alten Stadtkerns, auf der Piazza XX Settembre, findet man einen Brunnen mit einer Bronzeputte, die von Graziosi mit einem guten Gespür für kindliche Bewegungen geschaffen wurde. (Allerdings handelt es sich hier nur um eine Kopie. Das Original befindet sich in der Gipsoteca Graziosi, im Palazzo dei Musei, zusammen mit vielen Gipskopien; hierzu zählen auch die Vorarbeiten zu den Statuen des Palazzo Ducale.) Das bekannteste Werk ist der Brunnen des Largo Garibaldi mit den Flüssen Secchia und Panaro, die symbolisch von den beiden nackten Figuren - einer weiblichen und einer männlichen - mit üppigen Formen dargestellt werden. Aus demselben Jahre 1938 stammt auch die weit von der für die Potiefebene charakteristischen Sinnlichkeit entfernte hagere Statue des heiligen Franziskus, der auf dem Brunnen des nach ihm benannten Platzes in gebeugter Haltung den Vögeln eine Predigt hält. Der Künstler schuf eine weitere wohlgeformte weibliche Statue für einen Brunnen, der sich jetzt, nachdem er mehrmals an einem anderen Ort aufgestellt wurde, auf dem Largo San Giacomo befindet.

    Die Modeneser gehen weiterhin gern auf den montags stattfindenden Wochenmarkt, der in den Parco Novi Sad verlegt worden ist. Hier wird auch am vierten Samstag und darauffolgenden Sonntag eines jeden Monats, außer in den Monaten Juli, August und Dezember, der Antiquitätenmarkt abgehalten. Der Platz ist traditionsgemäß der Mittelpunkt geblieben. Er ist sehr festlich und mit riesigen Menschenmassen gefüllt am 31. Januar, dem Tag des heiligen Geminianus - des Schutzheiligen der Stadt - sowie am Tag der Altweiberfastnacht, dem Tag des 'Sandrone', der Modeneser Maske, die vom Balkon des Stadthauses aus ihren alljährlichen "Wortschwall" über die Bürger ergießt. Und fast nur bei diesen Gelegenheiten ist der Platz so belebt wie einst mit zahllosen Ständen, Gartenschirmen und Menschen. Man sieht wieder das bunte Treiben an einem Ort, der nicht mehr Mittelpunkt des städtischen Handels ist. Der Platz hatte auch eine wichtige weltliche Funktion, wie der "Rednerstein" im nord-östlichen Winkel vor der Stadthaustreppe beweist. Wie der Name uns bereits sagt, wurde dieser Stein als Podest, d.h. als Rednerpult, benutzt, von dem aus Reden an das Volk gehalten wurden. Später wurde dem Stein eine weitere, aber nicht so edle Funktion im städtischen Leben zugewiesen: Die Schuldner mußten ihn als Zeichen ihrer Erniedrigung drei mal mit nacktem Gesäß berühren. Hier wurden auch die Leichen unbekannter Ertrunkener in der Hoffnung aufgebahrt, sie würden von einem Passanten identifiziert werden. Auf der Vorderseite des Doms, d.h. in der Apsis, sind noch die alten Maße Rute, Elle, Dachziegel und Backstein zu sehen: Auf diese Weise sollte die ehrliche Abwicklung des Handels auf dem Platz gewährleistet werden. Dieses beweist, daß der Platz tatsächlich der Mittelpunkt des städtischen Lebens, ein in wirtschaftlicher Hinsicht sehr bedeutsamer Ort war.

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